In dieser Welt, die schleichend vom Verfall heimgesucht wird,

 

gibt es nur einen Weg, der endgültigen Vernichtung zu entrinnen:

 

 

Erkenne den wahren Grund.

 

Erneuere das Gleichgewicht.

 

Gegen die Zeit - Gegen die Dunkelheit.

 

 

 

Doch vor allem...

 

 

Folge der Bestimmung und besiegle das Schicksal allen Lebens.

 


Willkommen in der Welt von Koboltfeuer!

Die Lichtelfe Timber sehnt sich danach, die Welt des Endzeitlosen zu erkunden.

Als eines Tages ein rätselhaftes Omen auftaucht, will es das Schicksal, dass Timber entsendet wird, um Rat zu holen. Während die Lichtelfe zusammen mit ihren Gefährten beharrlich versucht das Zeichen zu entschlüsseln, hat jedoch der Wettlauf gegen die Zeit längst begonnen und die Dunkelheit ihren Herold unbemerkt vorausgeschickt. Unerbittlich ist der Schattennebel auf der Suche nach der einen geheimnisvollen Macht, die über den Endzeitlosen und damit das Leben selbst gebietet. Die Vorsehung wirft ihre Schatten voraus, als Timber und ihre Gefährten beginnen, das ganze Ausmaß der Katastrophe zu begreifen.


Lichtelfe, Elfe Timber, lebt auf Schalaienlichtung im Endzeitlosen, Koboltfeuer, Koboldfeuer, Fee, Fantasy

Leseprobe


<>   Kapitel 1 - Sangalue   <>



Die Schalaienlichtung glühte.

   Gräser strahlten im frischen Goldgrün und hell getupfte Blumen reckten ihre zarten Blüten in den Himmel. Dieser ließ azurleuchtend sein unwirkliches Licht herabtropfen. Ein weicher, milchiger Schimmer lag auf allem. Es schien fast so, als wollte sich das Licht berühren lassen. Die Luft flirrte und flimmerte. Gläserne Traumblasen, die Kristallblumen entsprangen, trieben im Wind – mal hierhin, mal dorthin. Einige flogen davon, die meisten jedoch blieben im sanften Sog Norindalahs und umtanzten ihn unaufhörlich.

   Gleichsam beständig strömten Gedanken und Bilder in Timbers Kopf ineinander. Hinter ihren geschlossenen Lidern flackerte es, sie nahm nicht mehr wahr wo sie sich befand. Einmal verbunden mit dem Endzeitlosen, vergaß sie alles andere um sich herum. Es gab nur noch Timber und ihn. Mithilfe dieser Art von Sprache, die einzig aus Bildern und Musik bestand, füllte er ihren Geist und ihr Herz und gab ihr, wonach sie sich sehnte, was sie brauchte.

Aber heute war etwas anders als sonst.

   Timber runzelte die Stirn. Den Endzeitlosen zu verstehen war selten einfach. Meist begriff die Lichtelfe nur einen geringen Teil, was dennoch ausreichte um ihre Neugier zu befriedigen. Aber momentan wiederholte er ständig ein und dieselbe Antwort, mit welcher Timber in keinster Weise etwas anfangen konnte.

   Die Lichtelfe war verwirrt. Gleichgültig wie sie sich mühte, jede Frage, jede Nuance, die sie dem Endzeitlosen sandte, beantwortete er immer wieder mit denselben Bildern und Klängen. Gleißendes Licht wechselte mit tiefer Dunkelheit. Er zeigte ihr Bäume, viele, viele Bäume. Frei flog sie in großer Höhe über diese in weite Ferne davon, während sanfte Laute ertönten. Irgendwann tauchte am Horizont ein unheilvolles Leuchten auf, das von einem verzerrten Schwall an Disharmonie begleitet wurde. Ein harter Wechsel. Sie stand vor sich selbst, sah ihren ganzen Körper, strahlend, und streckte sich die Hände entgegen. Folge mir!, hörte sie sich noch sagen und dann begann es wieder von vorn. In Timber drehte sich bereits alles. Ihr wurde schwindelig und sie verspürte eine unangenehme Hitze.

 „Es ist genug.“

   Timber brach die innere Verbindung ab. So abrupt war die Trennung allerdings verwirrend und schmerzhaft. Die Lichtelfe benötigte einen Moment um sich zu sammeln. Leicht schüttelte sie den Kopf und öffnete dann langsam die weißfarbenen Augen. Ihr Atem ging schwerfällig, in ihrem Kopf summte es noch immer. Vorsichtig legte Timber ihre Hände darauf. Die beruhigende Stimme des Endzeitlosen, die sie nun wieder wie gewohnt von außerhalb vernahm, half ihr sich zurecht zu finden. Schwindel und Hitze waren schon wieder verschwunden.

 „Was war das denn?“, flüsterte sie verwundert.

   Seit sie begonnen hatte mit dem Endzeitlosen zu sprechen, war etwas Derartiges noch nie geschehen. Bisher hatte er ihr immer auf eine Art und Weise geantwortet, die sie verstehen oder doch zumindest erahnen konnte. Sicher, es hatte bereits ähnliche Gespräche gegeben, in denen er sich mehrmals wiederholt hatte. Timber vermutete, er wollte ihr auf diese Art behilflich sein, das Wesentliche in seinen Antworten zu erkennen. Aber dass der Endzeitlose sie derart bestürmte und jede ihrer Bitten, verständlicher zu antworten, überging, dies war noch nicht vorgekommen. Die Lichtelfe war ratlos.

   Ein weiteres Mal atmete Timber tief durch. Die sanften Klänge der Lichtung streichelten beruhigend ihre Gedanken. Sie spürte, wie sie wieder in Einklang mit sich selbst und ihrer Umgebung kam. Nun ja, dachte sie leichthin und schloss erneut die Augen, es ist ja vorüber. Schließlich kam es von Zeit zu Zeit vor, dass sie nicht verstand was er ihr mitteilen wollte. Es machte keinen Sinn allzu lange darüber nachzudenken und deshalb ließ Timber ihre Gedanken wieder treiben.

   Während sie entspannt der ewigen Musik zuhörte, legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Die Sprache des Endzeitlosen war einfach und wunderschön. Die Lichtelfe genoss es diese Klänge zu vernehmen, so wie sie es liebte, Norindalahs Stimme zu lauschen. Ähnlich dem zarten Duft der Gräser und Blüten hingen die sanften, langen Schwingungen in der Luft. Vereinzelt mischten sich Töne hinein, die langsam verhallten. Die Musik der Schalaienlichtung glich einer Umarmung die immerdar andauerte. Der ewige Moment, das unendliche Sein, den Endzeitlosen selbst, das war es was Timber spürte.

   Sacht bewegte sie ihre gazeartigen Flügel. Wie ein Blütenkelch, umgeben von sechs schmalen länglichen Blättern, wuchsen sie zwischen den Schultern der Lichtelfe hervor. Jeder dieser Flügel besaß beinahe Timbers Größe, war aber dennoch libellenzart. Lange filigrane Staubgefäße sprossen aus der Mitte und bildeten eine fadenscheinige Schleppe.

   Durch den verträumten Flügelschlag veränderten sich die Schwingungen zaghaft. Eine leichte Brise wehte heran und hob Timbers Haar. Die langen erdbraunen und waldgrünen Strähnen umspielten die Lichtelfe und kitzelten ein wenig auf der nackten Haut ihres Körpers. Timber strich sich eine besonders hartnäckige Strähne hinter ihr Ohr, welches auffällig geformt war. Die korallenartigen Verzweigungen bildeten einen handgroßen Fächer, der es der Lichtelfe ermöglichte selbst die feinsten Stimmungsschwankungen der Schalaie wahrzunehmen.

   Norindalah!

   Timber öffnete ihre Augen.